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Skitourenausflug der Bergbund Genussakademie ins Hintere Passeier

Bericht von Irmi Salminger und Rosa Stauch

10.02.2023

Groß war die Vorfreude auf endlich gescheite Skitouren im Hinter Passeier. Namhafte Berggipfel wie Botzer, Hinterer Kitzkogel oder Hofmannspitze liessen uns im Vorfeld schon frohlocken.

Tag 1 und 2:

Die Vorfreude wurde getrübt, da der ganze Schnee, der ca. vor einer Woche gefallen war, in einem Höhensturm mit ca. 100-120 km/h verfrachtet und weggeblasen worden war.

Neben der akuten Schneearmut kam das Altschnee- und Triebschneeproblem hinzu.

Die kritische Situation wurde eindrücklich bestätigt durch die Tatsache, dass selbst einheimische Psairer Skitourenfexe von Touren im freien Gelände absahen und stattdessen sich die steilen Hänge zur Bergstation im Skigebiet Pfelders hinaufquälten.

So entschieden auch wir uns für die sicherere Variante und gingen die ersten beiden Tage über die Mittelstation Grünboden hinauf zur Gipfelstation, also ca. 900 Hm. Im oberen Abschnitt würzte eine eisige Querung unser Tourenerlebnis mit Adrenalin, denn wir hatten keine Harscheisen angelegt. Aber Stephans Tipp „die Ski gscheit einihaun“ hat uns geholfen, diese sicher zu bewältigen.

Oben angekommen, belohnte uns ein phantastischer Blick Richtung Hochwilde, Seelenkogel und Rötenspitze. Wer noch nicht genug vom Verticalerlebnis hatte, konnte gerne runterfahren und nochmal aufsteigen und die Höhenmeterbilanz noch oben korrigieren auf 1400 HM. Zeit war ja genug vorhanden. Es muss auch noch erwähnt werden, dass sehr frostige Temperaturen herrschten bis minus 17 Grad vormittags. Tagsüber erwärmte die Sonne unsere Gemüter, nach der Plagerei die Sauna im Gasthaus Schönau und zu guter Letzt schließlich das hervorragende Abendessen in geselliger Runde.

Auch wenn wir noch keine so richtigen Skitouren genießen konnten, waren wir froh, die absolut richtige Entscheidung getroffen zu haben. Nämlich auf Nummer sicher zu gehen.

Tag 3: Espresso-Gruppe

Nach zwei Tagen, an denen wir Pistentouren unternommen hatten aufgrund der doch eher kritischen Lawinenlage, stand am dritten Tag ein Dreitausender, die Hofmannspitze, auf dem Programm. Für einige in unserer Gruppe war es die erste veritable Skitour mit 1371HM im Aufstieg. Daher hatten wir schon ein wenig Lampenfieber vor dem Start. Am Tourengeherparkplatz der Timmelsbrücke blies uns ein eisiger Wind entgegen, der aber dann auf dem Forstweg zur Timmelsalm glücklicherweise abflaute. Die Temperaturen waren angenehm.  Wir sahen, dass die Timmelsalm geöffnet war und liebäugelten schon beim Aufstieg mit einer Einkehr.

Nun ging es über kupiertes Gelände in die Plateaus Unterkrump- und Oberkrumpwasser und auch am Timmler Schwarzsee vorbei.

Unterwegs trafen wir auf drei sympathische Südtiroler Tourengeher mit Hund. Sie hatten die erste Spur gelegt, die sehr angenehm zu gehen war. Stefan tauschte sich noch zu Touren in der Umgebung aus, um gleich die morgige Tour planen zu können.

Nach kurzer Rast ging‘s weiter in diverse Steilstufen, wo solide Spitzkehrentechnik gefragt war. Schließlich gelangten wir auch schon ins steile Kar der Schwarzwandscharte. Oben angekommen, fegte ein strenger Wind und auch die umliegenden Gipfel hüllten sich in Wolken und es schneite sogar ein wenig.

Daher beschlossen wir, nun nicht mehr auf den Gipfel der Hofmannspitze zu stapfen, sondern beendeten den Aufstieg in der Scharte auf 3059m.

Die Schneeverhältnisse waren besser als erwartet trotz wechselnder Schneequalität.  Nach der Abfahrt kehrten wir auf der gemütlichen Timmlsalm zum Kaiserschmarren, Mohnstrudel und Kaffee ein.

Um 16 Uhr waren wir dann wieder am Parkplatz - glücklich und zufrieden über den schönen Tag im Psairer Hochgebirge.

Tag 3 : Cappuccino-Gruppe

Pünktlich wie eh und je machten wir uns um 8:58 Uhr auf den Weg. Von der Timmelsbrücke aus gingen wir los bis zur Timmelsalm, beide Gruppen gemeinsam. Als wir da schon sahen, dass Lichter in der Hütte brannten, freuten wir uns auf die spätere Einkehr. Von hier aus trennten sich dann die Wege der beiden Gruppen. Die eine Gruppe nahm sich die Schwarzwandscharte als Ziel und die von Gurkengruppe zu Cappuccinogruppe Umbenannten gingen zur Gürtelscharte aka Karlscharte. Wir (Cappuccinogruppe) gingen das Tal entlang und machten währenddessen immer wieder Stopps, um das Gelände und die Schneeverhältnisse genauer zu analysieren und den sichersten Weg zu finden. An dem Tag hatte es einen 2er, allerdings gab es ein paar störanfällige Hänge, auf die wir Acht geben mussten. Dies gelang uns jedoch mit unserem  kompetenten Tourenführer ohne Probleme. Anders als am Parkplatz war es die meiste Zeit sehr windstill und auch nicht all zu kalt. In alle Richtungen hatte man durchgehend einen wunderbaren Blick. Da wir uns lawinenbedingt auf einem Weg mit maximal 30 Grad Steigung befanden, war der Aufstieg für die Cappuccinogruppe gut machbar. Oben angekommen erwartete uns ein traumhafter Blick auf die Gürtelspitze und auf das Tal auf der anderen Seite. Dort machten wir mit dem wunderbaren Panorama, Windstille und Sonne eine kleine Pause mit Brotzeit. Danach rüsteten wir uns für die wohlverdiente Abfahrt. Eine:r nach dem/der andere:n wedelten wir mit Sicherheitsabständen die unberührten Powder-Hänge hinunter. Bis auf die leichten Gegenanstiege, die besonders an den Kräften unseres Splitboarders zerrten, war die obere Abfahrt ein Traum. Kurz vor der Timmelsalm machte sich dann etwas sulziger Schnee bemerkbar. Bei der Timmelsalm angekommen, ließen wir‘s uns mit unserem Bier/Cappuccino und Kaiserschmarren gut gehen. Dort trafen wir auch wieder die andere Gruppe. Auch die Forststrasse bis zum Parkplatz runter war erstaunlich lässig zum fahren. Nach der Tour ließen wir den Tag wieder wie üblich im wunderbaren Gasthof Schönau ausklingen: Sauna, gemeinsam Abend essen und ratschen.

Tag 4: Espresso Gruppe

Die Lawinenlage entspannte sich von Tag zu Tag, so dass am vierten Tag im Passeiertal „nur" noch ein Altschneeproblem vorherrschte und das Thema Triebschnee halbwegs in den Hintergrund trat. Die Südtiroler Tourengruppe, die wir am Vortag auf dem Weg zur Schwarzwandscharte trafen, hatte uns es ja schon prophezeit, dass die Hohe Kreuzspitze mit ihren 2743m ein lohnendes, gut machbares Ziel darstellen sollte. Auch die Gruppe vom SAT Trento, die ebenfalls im Gasthaus Schönau einquartiert war,  bestätigte dies.
Tags darauf, im Vorraum des Gasthofs erfuhr ich jedoch, dass die anfänglich mit 5-6 Teilnehmern besetzte Espresso-Gruppe rund um Stefan über Nacht erheblichen Schwund erfahren hatte. Ich stellte fest, dass ich neben Jörg, der Tourenführer bei den Geddinger Snowriders ist, die einzige war, die von den Espresso-Aficcionados übrig blieb. Kurz überlegte ich, ob ich mich nicht noch schnell beim Peter in die Tour auf die Zermaidscharte einreihen sollte. Aber nein, ich kannte die Tour zur Hohen Kreuzspitze ja schon vom letzten Jahr, als ich mit dem Schauer Heinz unterwegs war und damals herrschte richtiges Waschküchenwetter mit Null Sicht. Der heutige Tag hingegen zeigte sich von seiner besten Seite, stahlblauer Himmel und endlich angenehme Temperaturen, so dass ich mit zwei Funktionsshirts auskam. Also ging ich das Wagnis ein, mit zwei Tourenleitern unterwegs sein. Ich hatte noch den steilen Anstieg ins Schartl im Gedächtnis, so dass ich mich innerlich darauf einstimmte, mir ein Skidepot einzurichten, bevor es ganz steil wurde.
Zunächst ging aber es sanft ansteigend über den Forstweg zur unteren Gostalm. Dort war mir schon gehörig warm, so dass ich mich meiner warmen Fleecejacke entledigte. Dann ging's landschaftlich wunderschön durch lichten Lärchenwald rechts des Bachs hinauf in einen Stopselzieher. Einfach toll. Nun kamen wir zu einem Plateau, nahmen ein paar Schluck warmen Tee zu uns und weiter ging’s ins Kar. Stefan riet uns, schon vorher die Harscheisen anzulegen, die natürlich im flachen Gelände recht bremsten. Aber aus Erfahrung ist es immer gut, sie rechtzeitig und stressfrei anzulegen, als weiter oben im Steilhang.
Nun ging’s zügig, Spitzkehre um Spitzkehre hinauf ins Schartl. Ich blieb bei meinem Plan und lies Jörg und Stefan weiterziehen, drehte auf 2650m um, und fuhr - immer noch mit den Harscheisen an den Skiern- ein wenig ab bis zu einem Punkt, wo ich einen guten Stand hatte.
Dort fellte ich ab und fuhr auf hinab auf ein wunderschön sonniges Plateau, wo ich ausgiebig die Wärme und das Panorama genoß, denn letztes Jahr hatte ich aufgrund der schlechten Sicht rein gar nichts mitbekommen.
Die Jungs querten nach der Scharte weiter auf die Ratschingser Seite der Hohe Kreuzspitze und eroberten den Gipfel. Da ich aber keine gute Skifahrerin bin, ersparte ich mir den Nervenkitzel, insbesondere die hakelige Abfahrt vom Schartl.
Nach einer ausgiebigen Brotzeit auf dem besagten Plateau traf ich wieder auf Jörg und Stefan und gemeinsamen fuhren wir dann durch den Lärchenwald hinab zur Schneeberger Brücke, dem Ausgangspunkt unserer Tour. Stellenweise hatten wir sogar richtig guten Pulver und ein bisserl Firn. Eine schöne Abschlusstour in einem herrlich einsamen und sehr ursprünglichen Tal zwischen Jaufenpass und Timmelsjoch. Ich fahre bestimmt wieder hin.