Dieses Jahr 70 Jahre Bergbund

In diesem Jahr feiert unsere Sektion den 70. Geburtstag. Warum wir nicht groß feiern? Es ist einfach sehr viel Arbeit damit verbunden und daher haben wir beschlossen, gleich auf den 75. Geburtstag zu warten. Dennoch an dieser Stelle einige Informationen zur Geschichte unserer Sektion, die wir in den letzten Wochen ermittelt haben. Der Bericht war auch im Tourenbladl 2017 bereits in ähnlicher Form zu lesen.

Manch einer wird sich wohl schon die Frage gestellt haben, warum es in Rosenheim zwei Sektionen des DAV gibt und warum unsere Sektion Bergbund heißt. Dazu ist ein kleiner Ausflug in die Geschichte nötig. Nach der Zeit des Nationalsozialismus war der Deutsche und Österreichische Alpenverein als nationalsozialistische Folgeorganisation verboten worden. An anderer Stelle wurde dieses Kapitel in den letzten Jahren zwar spät aber dann auch recht gründlich ausgeleuchtet. Obwohl die Zeiten schlecht waren und man der Meinung sein könnte, dass die Menschen in Deutschland etwas anderes zu tun hätten, als in die Berge zu gehen, fanden sich doch rasch an vielen Orten Gruppierungen zusammen, die gemeinsam Bergsteigen betrieben. Im Jahre 1947 organisierten sich dann in Rosenheim die Bergsteiger im Bergbund nachdem bereits ein Jahr zuvor der Bergbund München gegründet worden war. Die Sport- und Bergbünde waren Nachfolgeorganisationen der 1934 von den Nationalsozialisten verbotenen DJK (Deutsche Jugendkraft, trotz des martialisch klingenden Namens der Verband für Leibesübungen in den katholischen Vereinen), die Einladungsschrift war unterschrieben vom letzten Bezirksvorsitzenden der DJK vor dem Krieg, A. Lehner. Zu besagter Gründungsversammlung im Katholischen Gesellenhaus am Ludwigsplatz erschienen 110 Personen, von denen ca. 80 Mitglieder im Bergbund wurden. Zum ersten Vorsitzenden wurde Ernst Grafwallner gewählt. Weitere Gründungsmitglieder waren u.a. Josef Bielmeier, Franz Schäfer, Mathias Hennerfeind, Hans Finsterwalder und Alois Tiefenthaler.

Nachdem 1951 das Verbot des Alpenvereins aufgehoben und der DAV wiedergegründet worden war, trat der Bergbund München rückwirkend zum 01.01.1948 als Sektion dem Deutschen Alpenverein bei. Daher werden die Mitglieder auch erst seit dem 01.01.1948 geführt. Die anderen Bergbundgruppen wurden als Ortsgruppen im Bergbund München zusammengefasst und ebenfalls Mitglieder des DAV. In den folgenden Jahren wuchsen diese Ortsgruppen beständig an, so dass sich dann bis 1998 drei eigenständige Sektionen aus dem Bergbund München ausgliederten. 1973 die Sektion Bergbund Rosenheim, 1983 die Sektion Bergbund Hausham und zuletzt 1998 die Sektion Bergbund Würzburg.

Ein wichtiger Schritt für die Sektion war 1953 die Übernahme der Verantwortung für die Mitteralm von den Münchnern. Die Mitteralm war 1950 durch den Bergbund München vom Bayerischen Staat gepachtet worden. Bis 1958 gehörten Teile der Hütte noch anderen Personen. Erst die Übernahme dieser Teile und der folgende Ausbau im Jahr 1959 ermöglichte einen sinnhaften Hüttenbetrieb. Beinahe wären diese Investitionen (die hauptsächlich durch Darlehen von Mitgliedern finanziert worden waren) verloren gewesen, denn 1960 wäre die Hütte fast wieder an den früheren Besitzer, einen Verein aus ehemaligen SS- und SA-Mitgliedern, zurückgefallen. Einsprüche beim Finanzministerium konnten dies in letzter Minute verhindern und im November 1960 wurde die Mitteralm noch als Eigentum des Bergbundes München verbrieft, doch es stand bereits damals fest, dass die Hütte an die Rosenheimer übergehen würde, sollte sich die Gruppe selbständig machen. Auch die komplette Finanzierung erfolgte bereits durch die Ortsgruppe Rosenheim. Ab 1963 wurden die Skikurse der Sektion von der Kolpinghütte im Hochriesgebiet auf die Mitteralm verlegt.

1952 wurde Josef Bielmeier zum 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt. Er bestimmte nun über viele Jahre die Geschicke des Vereins.

Am 28.02.48 wurden bereits 110 Mitglieder vermeldet. Nach Höhepunkten bei den Mitgliederzahlen Mitte der 60er Jahre u.a. mit 246 Jungmannschaftsmitgliedern 1962, sank die Zahl der Mitglieder 1967 auf 350. Ein Grund dafür war, dass damals jedes Mitglied noch eigens besucht und zur Zahlung des Beitrags aufgefordert werden musste. Da säumigen Zahlern in der Folge nicht nachgegangen wurde, sank die Zahl der Mitglieder stetig. Dies ändere sich erst 1969 wieder, als Anneliese Kaiser das Amt der Kassiererin übernahm, das sie bis 2003 innehatte. 1970 war die Mitgliederzahl wieder auf 450 angestiegen, 1997 zur 50. Jahrfeier begrüßten wir unser 1000 Mitglied und im Sommer 2016 unser 2000.

Ein interessantes Detail sind die Teilnehmerzahlen bei manchen Vereinstouren, die heute aus führungstechnischer Sicht nicht mehr denkbar sind. So wurde 1951 eine Watzmannfahrt mit sage und schreibe 60 Teilnehmern durchgeführt und noch in den 1990 Jahren waren Skitouren mit 15 bis 30 Teilnehmern keine Seltenheit. Ein Grund für die hohen Zahlen war in den Anfängen, dass kaum jemand über ein Privatfahrzeug verfügte. Die ersten Fahrten fanden mit Lastwagen der US-Armee statt, später wurden dann Busse angemietet. 1953 ging es erstmals über Österreich hinaus mit einer Tour in die Dolomiten, die Anreise wurde mit dem Fahrrad bewältigt, ein abschließender Besuch in Venedig war ein Höhepunkt der Fahrt. 1947 beantragte der 1. Vorsitzende Ernst Grafwallner Zusatzverpflegung für die Jugendfahrten z.B. zum Chiemsee oder zur Benediktenwand beim Kreisjugendring Rosenheim.

In den 60er und 70er Jahren wurden von Josef Bielmeier große Auslandsreisen organsiert, so bereits 1958 eine Campingfahrt nach Spanien und Marokko, zwei Fahrten zum Nordcap 1965 und 1967 oder 1969 eine Fahrt über Spanien nach Marokko in den Hohen Atlas, die mit Privatfahrzeugen durchgeführt wurde. Es folgten Fahrten nach Ostafrika (1972 und 1975), wo der Mt. Kenia und der Kilimandscharo bestiegen wurde, in den Iran sowie nach Südamerika (1977, Besteigung Sayama, Illimani, Huayna-Potosi).

Erst 1979 mit 70 Jahren trat Josef Bielmeier vom Amt zurück und Hansjörg Finsterwalder folgte als 1. Vorsitzender bis 1994. Danach gab es wieder einen Josef Bielmeier als 1. Vorsitzenden. Dynastien gibt es nicht nur bei Staaten. Nach dem unerwarteten Tod von Josef „Bepp“ Bielmeier 2002 übernahm Friedl Bruckbauer als 2. Vorsitzender zuerst kommissarisch die Tätigkeit und wurde dann 2003 zum 1. Vorsitzenden gewählt. 2012 folgte dann Pia Lukas nach.

Zum 10jährigen Bestehen 1958 beschloss die Sektion, auf der Hochsalwand ein Gipfelkreuz zu errichten. 1974/75 wurde dieses Kreuz erneuert und im letzten Jahr rechtzeitig zum 70. Jubiläum wiederum erneuert, nachdem es in den Jahren vorher durch Blitzschlag schwer geschädigt worden war.

Leider blieb die Sektion nicht von Unglücksfällen verschont, mehrere Mitglieder kamen in den Bergen zu Tode, jedoch nur zwei der Unfälle ereigneten sich auf Führungstouren. Das schlimmste Unglück geschah 1961 als drei junge Vereinsmitglieder beim Abstieg vom Wiesbachhorn in den Tod stürzten.

Viele Veranstaltungen, die früher Tradition waren, sind abgekommen. So zum Beispiel die Faschingsskitour, ein Faschingsball oder der Stammtisch. Anderes wird weitergeführt, wie z.B. die monatlichen Bildervorträge im Winterhalbjahr. Es steht und fällt alles mit den Menschen, die solche Veranstaltungen organisieren (und klar, auch mit dem Besuch). Dafür hat in den letzten Jahren die Zahl gut ausgebildeter Fachübungsleitern in vielen Bereichen zugenommen, so dass wir ein abwechslungsreiches Programm aus Kursen und Führungstouren anbieten können. Dennoch erfordert auch in den nächsten Jahren die wachsende Zahl der Mitglieder Menschen mit hohem Engagement, um die Vorstandsaufgaben und alles weitere erfüllen zu können. Wir hoffen, dass sich diese weiterhin finden.